„Bürgermeister werden ist nicht schwer, Bürgermeister sein dagegen sehr“ – dieses Motto ist niemals so wahr gewesen, wie in dem vor fünf Jahren erschienenen SimCity 4.
Nach wie vor ist es das komplexeste Spiel seiner Art, dass die Hürde für Einsteiger sehr hoch legt. Jeder Einwohner einer Stadt, „Sim“ genannt, wird umfassend simuliert – allerdings natürlich nicht so detailliert wie in „Die Sims“. Er benötigt Wohnraum, einen Arbeitsplatz, Freizeitmöglichkeiten, er möchte zwischen diesen Plätzen möglichst schnell pendeln können, und bevorzugt natürlich eine Stadt mit geringer Kriminalität. Dabei benötigt der Sim/die Stadt nebenbei Strom, Trinkwasser und produziert Müll, der entsorgt werden muss. Werden jetzt noch Faktoren wie Luft- und Wasserverschmutzung, Bildung, Öffentliche Verkehrsmittels, etc., genannt, wird schnell klar: das klingt ziemlich komplex.
Vor der Stadtgründung darf der Spieler sich allerdings erstmal mit göttlicher Allmacht austoben, und das zur Verfügung stehende Stadtgebiet nach seinen Wünschen formen. Hat man das Gelände mittels der verschiedenen Werkzeuge mit Flüssen, Seen, Wäldern, Hügeln, etc., ausgestattet, kann man die Stadt hier gründen. Ein Name wird eingegeben, und die göttliche Allmacht wird durch die harte Spielrealität ersetzt: ab sofort kostet alles Geld – die bedeutendste Einnahmequelle sind ab sofort: Steuergelder.
Wie bei SimCity (außer bei SimCity Societies) vorher schon üblich, hat man als Bürgermeister nur die Möglichkeit die öffentliche Infrastruktur aufzubauen – z.B. Straßen, Kraftwerke, öffentliche Gebäude wie Schulen, aber: die Gebäude der drei anderen Kategorien (Wohngebiet, Gewerbegebiet, Industriegebiet) werden nicht vom Spieler bestimmt – hier hat man nur die Möglichkeit die entsprechenden Zonen zu erschließen, damit sich interessierte Sims dort entsprechend niederlassen.
Der Spielbeginn gestaltet sich entsprechend einfach, da die ersten Sims ein wenig Straße und Strom benötigen. Ein Wohngebiet wird relativ schnell bezogen, und mit Industrie- und Gewerbezonen schafft man Arbeitsplätze. So tröpfelt langsam das bisher investierte Geld durch Steuern wieder zurück in die Stadtkasse.
Mal ein Blick auf die Grafik: SimCity 4 benutzt eine pseudo-3D-Engine, die nur Ansichten von „schräg-oben“ (isometrisch) zulässt, allerdings kann man die Ansicht je um 90 Grad drehen, um die Stadt/Gebäude aus allen vier Himmelsrichtungen betrachten zu können. Die Ansicht ist in 4 Stufen zoombar – je tiefer man in die Stadt hineinblickt, desto mehr Details werden sichtbar. Zahlreiche Animationen, zum Beispiel laufende Sims, und befahrene Strassen, lassen die Stadt lebendig wirken.
Das Spiel simuliert Tag- und Nachtphasen in der Stadt – das wird allerdings nicht nur grafisch umgesetzt, sondern auch der Verkehrsfluss von und zum Arbeitsplatz der Sims wird simuliert – je nach Ausbau der Straßen und der öffentlichen Verkehrsmitteln sieht man deutlich mehr Autos und Züge pendeln – das kann bis zum Stau auf stark befahrenen Verkehrswegen führen.
Das Spiel wird allerdings im fortschreitenden Verlauf immer komplexer, da die Bedürfnisse der Sims steigen, und damit auch die Kosten, die die Stadt verursacht. Jeder Stadtausbau kostet Geld und hat meistens laufende Kosten – sollte man dies nicht mittels Steuergelder auffangen können, und auch anders nicht Gegenwirken können, ist man schnell in den roten Zahlen.
Gut planende Bürgermeister, die alle Bedürfnisse befriedigen können, werden auch mit reichlich Steuergeldern belohnt, und können neben den von Zeit zu Zeit freigeschalteten Bonusgebäuden auch Touristenattraktionen bauen, die ebenfalls positiven Einfluss auf die unmittelbare Nachbarschaft haben.
In der aktuell noch auf dem Markt befindlichen Deluxe-Edition von SimCity 4 ist auch das AddOn „Rush-Hour“ enthalten, welches die Baumöglichkeiten der öffentlichen Verkehrsmittels stark erweitert – z.B. kommen Hochbahnen oder zweispurige Alleen ins Spiel, die dabei helfen können, den Verkehrsfluss innerhalb der Stadt zu optimieren. Rush-Hour führt auch die so genannten „Du fährst“-Missionen ein, mit denen man selbst das Steuer von Autos, Hubschraubern, etc. in der Stadt übernehmen kann, um bestimmte Ziele zu erfüllen. Das führt zu Geld, oder schaltet weitere Bonusgebäude frei. Leider sind diese Fahrten auch nur in der isometrischen Perspektive möglich, ist allerdings auch so ein tolles Spielerlebnis, durch die eigene Stadt zu fahren.
Wie eventuell schon zu erkennen ist: die Kunst bei diesem Spiel liegt im Mikromanagement, weshalb viele Anfänger schnell die Übersicht verlieren und damit tief in den roten Zahlen landen. Das Spiel macht daher auch erst nach vielen Stunden und mit einiger Übung wirklich Spaß. Die Grafik- und die Tonuntermalung wirkt ebenfalls überzeugend.
Weitere Spielfaktoren wie der zwischenstädtische Handel zwischen den Städten einer Region, und auch der Verkehrsfluss zwischen diesen Städten eröffnen weitere spieltechnische Möglichkeiten wie z.B. Wohnstädte und benachbarte Industriestädte. Bei solchen Spielkonzepten werden allerdings die Verbindungen zur Rush-Hour ziemlich voll.
Nicht umsonst gehört SimCity 4 schon seit mehr als fünf Jahren zu meinen Lieblingsspielen – mehrere Hunderttausend Sims können sich nicht irren.
SimCity 4 Deluxe-Edition beinhaltet das Basisspiel und das AddOn und wurde letztens immer noch im gut sortierten Fachhandel für moderate Preise gesichtet. Wer also im innerstädtischem Verkehrchaos der Meinung ist: „Das kann ich besser!“ hat mit diesem Paket die Gelegenheit es zu beweisen.