Die Bewegung der Massen – „Cities in Motion“


Als bekennender Fan von Simulationsspielen und als täglicher Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs hat mich die Nachricht zur Veröffentlichung des Spiels „Cities in Motion“ doppelt gefreut. Nach einigen erfolgreichen Stunden Spielzeit Zeit für ein kleines Review.

Obwohl für Simulationsspiele meist die Grafik nicht das Hauptargument ist glänzt CIM hier mit einer detailreichen und zoombaren 3D-Grafik, bei der in den ruhigeren Spielphasen alleine das Zuschauen schon Spaß macht.

Wie in dieser Spielkategorie üblich startet man bei CIM in einer vorgegebenen Stadt, die bisher vollständig ohne öffentlichen Nahverkehr auskommt. Im Spiel enthalten sind die vier Metropolen Berlin, Hellsinki, Wien und Amsterdam – zusätzlich gibt’s eine kleine Stadt für’s Tutorial und ein Editor macht die Erschaffung eigener Städte möglich. Die Wahl des Startjahres im Spiel wirkt sich auf die Wahl der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge aus, Städtebaulich ändert sich weniger etwas.

Mit seinem Startkapital verfolgt man den Aufbau eines gewinnbringenden öffentlichen Nahverkehrsnetztes. Dafür kann der Spieler auf folgende Transportsysteme zurückgreifen: Bus, Tram (Straßenbahn), U-Bahn (auch Stadtbahn, da nicht nur unterirdisch), Schiff und Hubschrauber. Alle Systeme verfügen über eigene Haltestellen – gemeinsame Haltestellen z.B. für Bus und Tram gibt es leider nicht – aber sofern Platz verfügbar ist, können Haltestellen für verschiedene Systeme nebeneinander gesetzt werden.

Als Besonderheit betreibt CIM den Aufwand die Einwohner der Stadt einzeln zu simulieren – mit Wohnort, Arbeitsplatz und Freizeitaktivitäten. Dabei werden auch noch sieben verschiedene Sozialgruppen simuliert. Steht keine Alternative zur Verfügung, wählen die Kunden schlimmstenfalls das Auto und verstopfen die städtischen Straßen. Steht der öffentliche Nahverkehr dank der eigenen Bemühungen zur Verfügung kommen je nach gewähltem Fahrpreis und den Ruf der Firma die simulierten Einwohner auf die Idee diesen auch zu benutzen. Führt keine der zur Verfügung stehenden Linien direkt zum Ziel können die Einwohner sogar umsteigen – der direkte Weg wird aber bevorzugt. Dieses Verhalten führte bei mir regelmäßig dazu, dass U-Bahnhöfe von wartenden Menschenmassen überlaufen waren, da dort neben einer indirekten Route eben auch eine direkte Route bestand.

Die Transportsysteme haben realistische Vor- und Nachteile beim Aufbau und Betrieb. Eine Buslinie benötigt nur die in den Städten eh vorhandenen Straßen, einige Haltestellen und natürlich die Fahrzeuge – daher erzeugt so eine Buslinie weniger Aufbau- und Betriebskosten, als z.B. ein U-Bahnnetz. Dafür haben die Buslinien aber neben einer relativ geringen Transportkapazität pro Fahrzeug auch mit dem hervorragend simulierten anderen Verkehr in der Stadt zu kämpfen.

Der Aufbau der Linien gestaltet sich nach kurzer Eingewöhnung (am Besten im Tutorial) relativ problemlos. Selbst das Ziehen von Gleisabschnitten für die U-Bahn/Stadtbahn geht sehr unproblematisch voran. Mit dem Werkzeug zur Linienplanung legt man den Fahrweg der einzelnen Linien fest – hierbei muss man einfach nacheinander die Stationen nach der anzufahrenden Reihenfolge auswählen, und das Spiel zeigt live den Fahrweg dazwischen an. Um möglichst profitable Linien anzulegen kann man sich auf der Karte die Wohn-, Arbeits- und Freizeitgebäude besonders hervorheben lassen.

Spielt man kein Szenario kann man relativ frei arbeiten. Neben dem allgemeinen Betrieb im Spielgeschehen tauchen gelegentlich Aufträge auf – z.B. erstellen Sie eine Linie, die Haus A mit Haus B in einem anderen Stadtteil verbindet. Diese Aufträge kann man annehmen und in den Ausbau des eigenen Systems einbeziehen, oder ablehnen.

Unsere simulierten Fahrgäste wollen stets zufrieden gestellt werden. Das wird aber grade dann problematisch, wenn zu viele davon gleichzeitig an einer Haltestelle auf die für sie passende Linie warten. Wie schon geschrieben entscheiden sich die Fahrgäste bei der Suche einer Route nach dem direktesten Weg und warten ggf. bis ein Fahrzeug dieser Linie Platz für sie anbietet. Ist eine Linie überlastet, warten immer mehr Personen an einer Haltestelle und deren simulierte Stimmung sink mit jeder Minute Wartezeit und vor allem mit jedem überfüllten Fahrzeug dieser Linie, das vorbeikommt, sie aber nicht mitnimmt. Da hat man in solchen Situationen trotz alternativen Wegen schnell viele gelbe und rote Gesichter über den wartenden Personen schweben – was deren Stimmung deutlich anzeigt. Also: Schnellzüge sind im Moment eher noch nicht zu empfehlen.

Generell ist Geld in dieser Simulation eine knappe Ressource. Es ist zwar kein Problem ein oder zwei profitable Linien zum Anfang zu bauen, aber spätestens wenn man sich selbst Konkurrenz macht, gilt es bei CIM die unprofitablen Linien zu regulieren. Die laufenden Betriebskosten können sonst schnell eine Linie unprofitabel machen.

Alles in allem halte ich CIM für eine gelungene Umsetzung des anspruchsvollen Themas, die stundenlang am Computer fesseln kann. Das Einzige, was ich an dieser Simulation noch vermisse ist die Möglichkeit Stationen zu vereinigen – z.B. ein U-Bahnhof mit vier Bahnsteigen anstatt der standardmäßig vorhandenen zwei.

„Cities in Motion“ ist zurzeit im Handel für ca. 30,- Euro zu haben. Eine Download-Version über Steam kostet zur Zeit aktuell fairerweise 10,- Euro weniger.

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2 Antworten zu “Die Bewegung der Massen – „Cities in Motion“”

  1. Habe mir damals die Download Version geholt und muss sagen, dass ich es auch heute noch Spiele. Für mich ist der Preis gerechtfertigt. Was denken andere denn so darüber?

    • Auch nach über anderthalb Jahren spiele ich Cities in Motion gelegentlich, da es dank der Grafik und dem Spielprinzip (der Fokus des Spiels liegt eben ausschließlich auf dem Personentransport) immer noch mehr Spaß macht, als der Urvater „Verkehrs-Gigant“.

      Allerdings hat das Spiel auch heute immer noch Schwächen – wie gnadenlos überfüllte Haltestellen an den Hauptrouten – die den Spielspaß bei mir etwas trüben.

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